Alles in Butter, liebe Mutter

#regrettingmotherhood  Mütter, die keine sein wollen

Kann man etwas bereuen, das man sich gewünscht hat? Sprechen wir von Enttäuschungen? Unehrlichkeit sich selbst gegenüber? Oder betrifft es eher Frauen, die eigentlich keine Wahl hatten? Die Freiheit über sich selbst bestimmen zu können nicht überall so verbreitet ist wie in unserer Kultur? Obwohl, wenn ich all die Kommentare und Vorurteile lese, ich davon auszugehen habe, bei uns auch nicht so ganz. Denn bei all den Verurteilungen es den Anschein erweckt, dass wir alle irgendwie Gefangene unserer Gesellschaft, Tradition und Wertvorstellung sind. Sich diesen Fesseln zu lösen, nicht mal uns gelingt. Wir sonst mit Respekt solchen Gefühlen gegenüber treten würden, anstelle mit Steinen zu werfen. Auch wenn das Thema unsere eigene Auffassungsgabe überfordert. Wir nicht die gleichen Gefühle aufbringen können. Was einst als Überlebensstrategie galt u eigentlich auch gar keine Wahl offen ließ, kann heutzutage zu Recht hinterfragt werden. Es ist nur eine Annahme und kann zuweilen auch trügerisch sein zu glauben, seine Identität nur über die eigenen Kinder zu erlangen. Nur das gängige Familienbild zum wahren Glück und zur Erfüllung führt. Oder geht es uns vielmehr um die fremdbestimmte Anerkennung und Wertschätzung? Fragen, die wir uns alle zu stellen haben. Lassen wir echten Empfindungen und Ängste wirklich genügend Raum? Wir es nicht wagen diese an- geschweige denn auszusprechen? Fürchten uns vor Unverständnis und geringerer Wertschätzung? Es ist wohl einfacher, sich solch komplexen Gefühlen erst gar nicht zu stellen und sich stattdessen dem gängigen Bild zu fügen. Kann ja nicht ganz so falsch sein. Das was alle tun und uns gleichzeitig als ‚die Aufgabe des Lebens‘ verkaufen, als das einzig Erstrebenswerte zu betrachten. Bei der Verurteilung sollte man aber daran denken, dass vielleicht diese Frauen von der Gesellschaft zur Mutter verurteilt wurden. Dies nicht selten auch noch ganz alleine. Der Partner sich nämlich freisprechen konnte. In welchem Maß auch immer. Ich wünschte mir mehr Ehrlichkeit, wie die dieser interviewten Frauen. Für mich und jedermann. Auch den Mut und die Kraft, sich zu erlauben anders zu sein. Es durchzuziehen, sich dem Bann des normal geglaubten zu lösen. Es dürfte auch egal sein, was die Umwelt davon hält. Denn das ganze Spektrum der Gefühlswelt kann von Dritten nie gänzlich erfasst werden. Das Wichtigste aber bei der Sache, die Mutterschaft zu bereuen, ist doch, dass ein Weg gefunden wird, mit dieser Situation umzugehen. Das Beste daraus zu machen. Das Potential erkennen, das sich in jeder Lebenslage und Situation ergibt. Um weiter zu kommen. Lösungen zu finden. Nicht in Selbstmitleid zerfallen. Ansonsten mir die Kinder leid tun. Die können höchstens eines Tages ihre Eltern bereuen. Diese kann man sich nicht aussuchen. Keiner hat seine Eltern gewollt. Darum ist es so wichtig, solche Gefühle anzuerkennen und zu respektieren. Raum lassen für verschiedene Möglichkeiten eines Lebensentwurfes, ohne Wertung und Verurteilung. Hiermit gleichzeitig auch die leidige Diskussionen über den Entscheid für oder gegen das Kinderkriegen endlich vom Tisch wären. Im Voraus andere Möglichkeiten zulassen und akzeptieren damit später schon gar keine Reue aufzukommen braucht.

Literaturempfehlung: ‚Bloß kein Kind‘ von Cornelia Lotter

photo by Matthiew Wiebe

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4 Gedanken zu “Alles in Butter, liebe Mutter

  1. Ich persönlich finde es wichtig, dass es solche Untersuchungen gibt, die die wahren Gefühle von Müttern aufdecken. Natürlich gibt es solche und solche Mütter. Aber, ich würde keine der Mütter in der Studie verurteilen. Sie müssen auch keine schlechten Mütter sein, nur weil sie sagen, dass sie lieber keine Kinder gehabt hätten. Man kann auch so reflektiert sein, Entscheidungen zu bereuen und das, was ist, aber voll anzunehmen und sich darauf einzulassen. Die Diskussion um „regrettingmotherhood“ hat mir schon deshalb gefallen, weil sie mal wieder zeigt, dass nicht alle Mütter auf „Wolke 7“ schweben. Und das teilweise auch zu Recht, wenn man die Rahmenbedingungen ihres Mutterseins genauer betrachtet. Vielen Dank für den Hinweis auf diesen Deinen Beitrag.

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