Gastbeitrag von LEA LOU
Ich bin eigentlich keine zaghafte Person und treffe Entscheidungen schnell. Leute, die sich nicht entscheiden können, sind mir sowieso einen Graus. Allerdings, als meine beste Freundin mich fragte, ob ich mit ihr das Musical „Heisse Zeiten“ besuchen komme, eine urkomische Darstellung über Frauen in den Wechseljahren (was für ein hohles Thema!), dauerte meine Entscheidung ein paar Tage länger. Ich hatte nämlich keine Lust, mich bereits schon jetzt mit einem solchen Thema zu befassen. Allerdings war meine Entscheidung dann glasklar.
Als ich in der gleichen Woche einen Untersuchungstermin bei der Gynäkologin hatte und sie mir weissmachte, dass 10% der Frauen ab 35 Jahren bereits in den Wechseljahren seien, wurde ich auf den Boden der Tatsachen geholt – ich werde alt! Das war dann auch der Abend, an dem ich meiner Freundin eine definitive Absage für das Musical gab.
Nicht nur, dass ich solche Untersuche verabscheue, aber solche Aussagen machen das Ganze Drumherum noch schlimmer. Werde ich schon bald eine verschrumpelte, libidoarme, schwitzende und unattraktive Tante sein? Werde ich mich schon bald mit Kolleginnen über Hormonbehandlungen und irgendwelchen beruhigenden Kräutertees unterhalten, anstatt wie früher über Ausgang, coole Typen und richtig heisse Nächte, ohne Hitzewallungen?
Als ich dann zu einem späteren Zeitpunkt meiner Freundin diese Heisse-Zeiten-Story erzählte, meinte sie nur, dass ihr sogar im Alter von 35 empfohlen wurde, die Gebärmutter zu entfernen, da sie ja sowieso keine Kinder wolle und man das heutzutage irgendwann machen müsse. Ach so? Wer entscheidet das? Sie hat’s dann, zum Glück, nicht machen lassen und auch gleich den Arzt gewechselt.
Der zweite Beweis: ich werde alt!
Ach, wir können froh sein, dass wenn wir die Radieschen von unten anschauen, überbegabte Nachfahren unseren Teil, den wir mühevoll begonnen haben, flugs zu Ende bringen werden. Denn mittlerweile wird jedes zweite Kind als überbegabt eingestuft. Von frustrierten Müttern in den Dreissigern, die nach ihrer Schwangerschaft keine Perspektive mehr hatten. Diese ach-so-tollen Kinder werden es einmal zu höherem bringen. Ganz bestimmt!
Eine Freundin erzählte mir auf unserer letzten Wanderung voller Stolz, dass sie jetzt ihren Sohnemann bei einem Schulpsychologen haben abklären lassen, ob er zu der überbegabten Sorte gehöre. Die Antwort, was dann der Schulpsychologe herausgefunden hat, schuldet sie mir noch heute. Aber sie haben sich dann nach einer geeigneten Schule für aussergewöhnlich schlaue Kinder umgeschaut, und dummerweise gibt es eine solche nur in Zürich und das ist natürlich doof, wenn man in Luzern wohnt. Also: Projekt gestorben. Oder Kind doch einfach ganz normal? Wobei ganz normal ja heute schon verpönt ist. Wo kommt man denn da hin?
Ein paar Wochen später erzählte sie mir dann, und unglaublicherweise immer noch voller Stolz, dass ihr Wunderkind in der Matheprüfung schon wieder die Note 3 hatte, und das in der zweiten Klasse. Ich war schon erstaunt, über diese unglaubliche „Begabung“ dieses Kindes und musste mir ein Schmunzeln verkneifen. Die Begründung dazu kam allerdings wie aus der Pistole geschossen, bevor ich einen dummen Kommentar dazu abgeben konnte: Dem kleinen Lio (was für ein Name) sei diese Prüfung zu einfach gewesen, er habe sich total unterfordert gefühlt und deshalb aus purer Langeweile die Aufgaben nicht richtig gelöst.
Wenn man Ausreden auszeichnen könnte, hätte sie wohl den ersten Preis verdient.
Aber ich bin froh zu wissen, dass irgendwann die Generation Ultraklug uns Ober- und Mittelschulbesucher ablöst, und mit einer geballten Ladung Superwissen die Welt verbessert.
photo by Ed Gregory
Deinen Gastbeitrag habe ich gerade hier gefunden und gelesen. Wechseljahre ab 35? Was für eine Vorstellung, wo doch Frauen heute erst ab 30 ans Kinder kriegen denken, wenn überhaupt. Ich war damals 1987 bereits 35 als ich meinen ersten Sohn bekam, mit knapp 38 die zweite Geburt ….. Also keine Panik 😀 mit 35 ist noch alles möglich und das mit der verschrumpelten Tante ist mal wieder so ein herzzereißendes Vorurteil ….. ich zitiere: …..Werde ich schon bald eine verschrumpelte, libidoarme, schwitzende und unattraktive Tante sein? Werde ich mich schon bald mit Kolleginnen über Hormonbehandlungen und irgendwelchen beruhigenden Kräutertees unterhalten,…… ;(
Keine Sorge, habe schon kapiert, es ist Satire 😉 oder soll so verstanden werden, aber irgendwie scheint das doch in den Köpfen fest verankert zu sein, dass nach 40 oder den Wechseljahren nix mehr kommt. Mag sein, dass frau bis 70 ein wenig verschrumpelt – sprich mehr Falten bekommt – aber ansonsten hab ich mich Anfang 50 noch mal ganz neu orientiert, mit 57 habe ich einen Neustart gewagt mit einem neuen (jüngeren) Mann in einer neuen Stadt. Die Wechseljahre habe ich einfach nicht beachtet und Schweißausbrüche weg gelächelt und heute mit 63 geht’s mir einfach nur fabelhaft gut.
In diesem Sinne herzliche Grüße ☼Sigrid☼ 😀
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Hallo liebe Sigrid,
lieben Dank für deine Worte! Die spenden Hoffnung für alle Mitt-etwas drüber-und 40g Frauen mit Kinderwunsch. Es ist ein regelrechter Markt ausgebrochen, um Hormonbehandlungen, Kinderwunsch für die Frau vor/mit 40g. Da wird regelrecht mit drohendem Finger die Frau regelmässig ermahnt, dass nun die Fruchtbarkeit rapide abnimmt. Die Wechseljahre quasi schon vor der Tür stehen. Anstelle das Ganze ein wenig relaxter angehen zu können, schreit der Markt nach Massnahmen. Das was im Beitrag so schön beschrieben wird, von Ängsten, Hormonbehandlungen, schwitzenden Körpern und libidoarmen Frauen, das kommt wohl für diejenigen Frauen mit Kindern bekannt vor, irgendwie. ;-). In diesem Sinne, wir hoffentlich gut vorbereitet auch die letzte grosse ‚Hitzewelle‘ wegstecken können, wenn es denn soweit ist! 😉
Lieben Dank nochmals für deinen wertvollen Kommentar. Eine wunderbare Woche wünsche ich dir und ganz herzliche Grüsse, Nora.
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