Nee, schon klar!

Stell dir mal vor. Die hat 15 Wochen im Jahr Ferien. Und das Rad muss nicht wieder neu erfunden werden. Weiß gar nicht was die hat. In die Privatwirtschaft sollte sie kommen. Da sähe sie schon, wie das sonst läuft. Wie das unsereins mit Kind und Beruf hinbekommen. Ganz kompetent und ohne Klagen. Also, wenn die meine Stelle inne hätte. Da läuft der Hase anders rum. Nichts mit prozentualer Abrechnung und Schulfreien Nachmittage.‚ Nee, schon klar. Mehr als ein stummes Nicken lässt die verbale Offenbarung dem Gegenüber nicht zu. Ich genieße derweil als Unbeteiligte die Aussicht auf den See. Die Worte vom seichten Winde an mein Ohr tragend. Lasse mich und Nick in der Sonne trocknen. Nach unserem erfrischendem Bad im kühlen Nass. Nick liegt bäuchlings auf dem warmen Steg. Den Blick zu den im Wasser tummelnden Fischen gerichtet. Das Schilf wiegt sich in den Wellen und raschelt beruhigend. Ein leichtes Vibrieren kündigt die baldige Ankunft einer weiteren Person an. Die Holzplanken knarren. Soeben hat sich die dritte Person zur illustren Vortragsrunde gesellt. Das referierende Individuum wittert erneute Anerkennung. Ist zumindest von unerschütterlicher Überzeugung und missionarischer Energie getrieben. Noch bevor die Auserwählte sich richtig niedergelassen, die Weisheiten in die Welt hinaus getragen werden. ‚Also wirklich. Hab grad gesagt, dass niemand sonst 15 Wochen im Jahr Ferien hat. Wir mit gerade mal 5 Wochen. Und das Rad muss auch nicht wieder neu erfunden werden. Weiß gar nicht was die hat. In die Privatwirtschaft sollte sie kommen. Da sähe sie schon wie das läuft…. ‚. Nee, schon klar. Ich entferne mich derweil kurz vom Steg. Von diesem Mütterntrio. Ein trockenes Badetuch holen. Die Sonne kitzelt in der Nase. Das Serotonin breitet sich wohlig im ganzen Körper aus. Leichten Fußes nähere ich mich wieder dem Steg. Meinem Kind. Immer noch in der Sonne suhlend. Bäuchlings. Blitzartig konfrontiert mich eine RayBan-Piloten-Sonnenbrille. Die Haare streng zum Pferdeschwanz geknotet. Unsere ambitionierte Mutter setzt mich erhobenen Hauptes unverblümt darüber ins Bild, dass mein Kind soeben fast ins Wasser gefallen sei, bitte schön! Na sowas. Ein kurzer Blick zu Nick offenbart mir jedoch keinerlei Anzeichen, auf eine kürzlich eingetretene Aufregung. Immer noch relaxt auf dem Bauch liegend, Blick zum Wasser gerichtet. Spontan entscheide ich mich dieser Empörung die Brisanz zu stehlen, mit den Worten: ‚Wäre zumindest eine gute Schwimmübung gewesen!‘ Mit einer brüsken Kopfbewegung wird Die Aufmerksamkeit wieder der Gesprächsrunde zugewendet. Mit einem verachtenden, ‚tja ich weiß ja nicht.‘ Ich setze mich derweil immer noch relaxt und mit völliger Gelassenheit zu Nick hin. Decke ihn mit dem daher gebrachten Badetuch ab. Scheint grad ein guter Moment zu sein. Für mich. Die Hormone lassen keine Woge der Erregung vom Stapel. Noch nicht. Noch immer nicht. Wobei. Meine Neugier kitzelt mich. Lässt mir keine Ruhe. Jetzt will ich es doch genau wissen. Sanft beuge ich mich zu Nick herunter. ‚Sag mal, stimmt das, was die Frau da gesagt hat? Wärst du mir soeben fast vom Steg gefallen?‘ Nick schaut mich gelangweilt an. Schließlich störe ich gerade. Offensichtlich. ‚Also weißt du, die Frau hat im Fall voll gelogen, Mami!‘ Nee, schon klar. ‚Übrigens. Kannst du mir endlich mal die Schwimmflügel abnehmen, Mami?!‘

photo by Dave Meier

13 Gedanken zu “Nee, schon klar!

      1. Oh das klingt spannend. Ich erstelle einfach einen neuen Beitrag und kopiere mir auch diesen ganzen Vorab Text bei dir raus, beantworte die Fragen und überlege mir neue, ja? Und dann nominiere ich wieder neue Blogger?
        Vielen Dank!!
        Janine

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