Männlein, Weibsein & der Rockstar

Vil du have en øl? (Willst du ein Bier haben?) Dies waren die berühmten Worte vor der Toilette.

Damentoilette. Umstellt vom wartenden weiblichen Geschlecht. Deren Hoffnung auf ein freies Örtchen und die dazu aufgebrachte Geduld nun belohnt wurde. Der Rockstar Mike Tramp sich inmitten dieser Notgedrungen befand. Sich einen Weg durch die Masse suchte. Auf sein privates Örtchen. Die speziell gekennzeichnete Toilette. Die dritte Variante, nebst Männlein-Weiblein. Es war kein Durchkommen. Zuerst hatten Fotos gemacht zu werden. Treue Fans, die extra auf das ‚Rock-Boat‘ auf dem Hallwilersee gekommen sind. Um ihn zu sehen und zu hören, wie er nebst musikalischer Darbietung auch Geschichten aus seinem Leben erzählte. Meine Ungeduld wurde damit bestraft, dass ich mich nun nicht unter diesen glücklichen Ladies befand. Soeben ich aus der vom Schauplatz entfernten Herren-Toilette kam. Ganz ungestört und alleine den Korridor des Geschehens betrat, als Mike Model stand. Was machst du nun? Wie setzt man sich, ein wenig Abseits befindend, in Szene? Wie kann man die Aufmerksamkeit, die von so vielen Schönheiten beeinflusst, auf sich ablenken? Mir kam spontan nur eine Idee. Ich ging meine unlängst frisch geöffnete Bierflasche holen. Näherte mich wieder dem Schauplatz. ‚Willst du ein Bier?!‚, versuchte ich in meinem schönsten Dänisch. Dieser Rockstar bekanntlich gebürtiger Däne ist. Mein Glück. Volltreffer! Unverzüglich drehte er sich in meine Richtung. Sichtlich überrascht ein solches Angebot zu erhalten. ‚Mener du hele øl?‚ (Meinst du das ganze Bier?) Kommt auf mich zu und ergreift die frisch-kühle Köstlichkeit. Ein breites Grinsen macht sich breit. Eher erstaunte Gesichter dagegen im Hintergrund. Ein paar Worte später und ich befand mich selbstzufrieden wieder auf Oberdeck. Ohne Foto selbstverständlich.

Die 2. Session hat begonnen. Einige Fans (allesamt vom Planeten Venus stammend) haben es sich zuvorderst auf dem Boden bequem gemacht. Wie früher auf den Open-Airs, als wir noch verliebte Teenagers waren. Ganz brav. Verständnisvoll und aufmerksam an den Lippen haftend. Den Blick verträumt zum Musiker gerichtet. Nur. Diese Rocker-Ladies (allesamt in Schwarz gehüllt, mit zerrissenen Hosen und Totenkopfmotiven) auch schon die ‚besten‘ Jahre hinter sich gelassen hatten. (Sorry Mädels, ich gehöre ja auch dazu!) Will sagen. Dass ein Schneidersitz von länger als 20 Minuten auch nicht mehr spurlos an einem vorbei geht. Doch offensichtlich. Die femininen Eigenschaften unvermindert, über all die Jahre, haften blieben. Geduldig zuhörend und bewunderungsfähig. Sanft im Rhythmus wiegend, in der Hoffnung, ein wenig Aufmerksamkeit des Idols zu erhaschen. Die harten Jungs (auch schon alle weit über die 40ig) sich jedoch gesellig an Tischchen vereinen. Die Bierflaschen klirren lassen und einfach einen schönen Abend unter Seinesgleichen geniessen. Sich von der Musik mitreisen lassen, auch ungesehen. Es gibt sie, glaub ich, doch. Die Unterschiede. Zwischen Männlein und Weiblein. Ich war erstaunt, wie sehr sich gestandene Frauen zurückversetzen lassen. In das kleine, zopftragende Mädchen. Voller Hoffnung, Wünsche und Träume. Trotz aller symbolisierter Härte und Stärke. Die Jungs, wie immer, sehr relaxt. Vielleicht zum Weibsein manchmal etwas vom Männlein im Alltag hilfreich und wiederum zum Mannsein ein wenig weibliche Inspiration nützlich sein könnte.

Die ‚männliche‘ Seite mich in diesem Fall schon mal zum Erfolg führte.

photo and event by Martin Schneider,
powered by Rocknacht-Tennwil

13 Gedanken zu “Männlein, Weibsein & der Rockstar

  1. Ich bin vor Monaten einem wirklich sehr berühmten sehr attraktiven Rockstar begegnet, dachte mir, den kennst Du irgendwoher….wir gingen aufeinander zu…fast identische Jacke, Jeans, Brille und mussten beide unwillkürlich aus dem gleichen Grund lächeln …. ich hab dann die Strasse gewechselt und später fiel mir ein, dass ich ihn von all den youtube videos kannte, die ich mit Hingabe geschaut habe…….ich war im Nachhinein froh, dass ich ihn nicht erkannt habe und er wahrscheinlich auch !!!!

    Aehm…Du hast mich abschweifen lassen…ich mag keine Frauen, die, sobald ein männliches Wesen auftaucht, den Mädchen Modus einschalten. Ich könnte mich einfach nicht so verhalten !!!! Aber generell eine Kombi aus männlichem und weiblichem stereotypen Verhalten gefällt mir schon.
    Ich schätze, mich hat in dem Moment die männliche Seite auch zum Erfolg geführt. LG Ann

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    1. Du bist schnell!!! Kaum veröffentlicht, hatte ich ein ‚Bing‘ von dir :-)! Also ich frage jetzt nicht, warum du fast die gleichen Klamotten anhattest! ;-). Das finde ich gut. Im Sinne, dann würde uns in so einem Fall unsere männliche Seite unwillkürlich an die Bar führen und wir könnten uns so gar nicht verfehlen?! 😉 Herzlichst, Nora

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      1. ich kann Weisswein locker vertragen……und Herzrasen klingt ja fast verführerisch für solch eine Nacht 😉
        Das Einzige, was schade an Deinem Beitrag ist, dass er jetzt schon vorbei ist (kann ihn aber nach jetzt schon2x lesen, noch ein paar Mal nachholen)….ich freu mich auf den nächsten. Ganz liebe Grüße, Ann

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      1. Na dann wird das bei mir aber erst in vielen Jahren wieder was 😉 Hab mir letztes Jahr die Haare erst wieder abschneiden lassen. Aber aus Erfahrung weiß ich, das geht auch mit Pixie 😉

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