Mandala

Kennen sie diese runden Magnetsteine? Ja diejenigen, die an jedem Whiteboard an Schulen und in den Büros zu finden sind. Sie sind kreisrund, flach und meistens in Rot, Gelb, Weiss aber auch mal in inspirierendem Grau anzutreffen. Genau diese. Aber wissen sie was? Die scheinen Erfolg zu haben. Unausweichlich beglücken sie uns mit ihrer Originalität. Ich bin geneigt, einen Vergleich zu wagen. Es verhält sich wie mit Menschen. Zu Hauf, zumindest dem ersten Anschein nach, erscheinen sie im gleichen Bild. Fügen sich überall ein, ohne auffallen zu wollen. Praktisch aber nicht wirklich inspirierend. Warum denn auch, Magnetsteine sollen in erster Linie nicht den Zweck erfüllen, vom Wesentlichen abzulenken während etwas an die Wand genagelt (Witz lass nach) wird. Wiederum erscheint es mir sowieso zweckentfremdet, dem Whiteboard überhaupt etwas anhängen zu wollen. Wie dem auch sei, ich sollte wieder zurück auf den Weg kommen. Also. Zumindest bleiben die mit diesen Steinen befestigten Offenbarungen oft beharrlich hängen. Versperren über Monate bis Jahre mit dem immer Gleichen den Weg für neue Ideen und Ansichten. Das Whiteboard ist schon längst zum Paperboard mutiert und die Kreativität sukzessiv an die Wand gedrängt. Das bleibt solange unverändert, bis man zum Beispiel unerwartet eine neue Zeichnung von (s)einem Kind erhält. So ein Mandala zum Beispiel. Sorgfältig und mit viel Mühe wurden die sich immer wiederholenden Formen auszumalen versucht. Die Verbundenheit, Wärme und die Liebe zu diesem Menschen schlussendlich einen Platz für dieses Kunstwerk auf dem besagten Whiteboard einräumen. Nicht etwa, weil es uns inspirieren würde. Die uneingeschränkte Zuneigung zum Kind ist es. Mir persönlich wäre eine wilde Zeichnung, frei Kopf, lieber als so ein starres Muster. Je nach Farbkombination nämlich Übelkeit und Schwindel provoziert werden. Soll pädagogisch jedoch sinnvoll sein. Also nicht das Unbehagen. Das Ausmalen eines Mandalas natürlich. Nun hängt es, wie vorausgehend angetönt, schon seit Langem da. Ich getraue mich nicht, es zu entfernen. Es zudem (die Hoffnung stirbt zuletzt) meine Sozialkompetenz untermalt, namentlich bei meinen Arbeitskollegen, und meine Rolle als Elternteil und zugleich kompetente Arbeitskraft bekräftigen soll. Vielseitig, belastbar, einfühlsam, gleichzeitig kompromisslos, sachlich, autoritär und vital. 

Es ist doch schon fast wie mit diesen Mandalas. Man ist selbst wie in einem Muster eingefügt. Ein Bestandteil eines grossen Ganzen. Bestehend aus Wiederholungen. Je nach Nuancen, die Gesamterscheinung beeinflussend. Gefangen in einem Kreis. 

Ich sehe schon. Es ist an der Zeit, neue Magnetsteine zu besorgen (dringendst)! 

photo by Miguel

11 Gedanken zu “Mandala

  1. Klasse sarkastische Analyse, ich war mir gar nicht so dessen bewusst, welchem sozialen Druck man als Mutter erleiden muss. Dazu eine Portion Gesellschaftskritik.
    Ich grinse immer noch.
    Und falls Du Dich fragst, wer da grinst. Ich bin’s Barbara former Ann😉
    Einfach toll, wieder etwas von Dir zu lesen!

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